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Die Liste ist lang und längst nicht abschliessend: Geräte und Maschinen reparieren, Material für die kommenden Abfüllungen im Frühling bestellen, Journale und Kellerbuchhaltung führen, Etiketten entwerfen und drucken sowie Verkaufsanlässe planen und durchführen. Aber abgesehen davon sind Winzerinnen und Winzer im Winter tatsächlich vorwiegend im Rebberg zu finden – beim Reben schneiden.

Es mag nicht nach wirklich viel tönen. Trotzdem ist es eine der aufwändigsten und vor allem wichtigsten Arbeiten im ganzen Jahr: das Schneiden einer Pflanze, die eigentlich eine Liane ist und entsprechend dem Wachstum frönt. Hier ist es nicht mit ein paar sauberen Schnitten getan. Und darum ist der Winterschnitt in vielen Weinbaubetrieben denn auch «Chefinnen- und Chef-Sache».

Es gibt verschiedene Erziehungssysteme, Philosophien, Techniken und Vorgehensweisen, abhängig von Bodenbeschaffenheit, Klima und gegebenenfalls auch Traditionen. Bei allen geht es jedoch darum, die Rebe in Form und gesund zu erhalten, das Wachstum zu fördern und den Trauben-Ertrag für den nächsten Herbst zu regulieren. Es gilt daher, nicht nur die nächste Läset im Blick zu haben, sondern bereits auch die weiteren Jahre. In anderen Worten: Der Trauben-Ertrag vom Herbst ist die eine Sache. Der Rebstock als Ganzes und die Möglichkeiten für die nächsten potenziellen Fruchtruten vom Jahr darauf sind in den Überlegungen von Winzerinnen und Winzern ebenso im Fokus.

Erziehungssysteme der Reben

Ziel des jährlichen Winterrebschnitts ist der Erhalt des gewählten Erziehungssystems. «Guyot» ist das häufigste Erziehungssystem in Europa und in der Schweiz. Dabei wird beim Winterschnitt eine Fruchtrute stehen gelassen, auf ca. acht bis zwölf Augen angeschnitten, gebogen und am untersten Draht befestigt.

Sanfter Rebschnitt und natürliche Pflege

Im Gegensatz zu früher achten viele Weinbaubetrieben heute darauf, dass der Rebschnitt so sanft wie möglich erfolgt und nur minimale Eingriffe erfordert. Das heisst konkret, dass dem Saftfluss der Pflanze höchste Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dem Rebstock sollen möglichst keine grossen Schnitte im mehrjährigen Holz zugefügt werden, sondern nur kleine – idealerweise im jährigen und zweijährigen Rebholz. Vor diesem Hintergrund findet die Winzerin oder der Winzer bei jedem einzelnen Weinstock die beste Lösung zwischen Erziehungssystem, gewünschtem Ertrag und der Grösse und Dichte der Laubwand im Sommer. Letztere sorgt dann dafür, dass die Trauben schön süss und reif werden und damit die Grundlage für das feine Glas Wein bilden können.

Sanfter Rebschnitt nach Simonit & Sirch: Von zwei Südtiroler Winzern entwickelte Rebschnitt-Methode mit dem Ziel, beim Schneiden im Winter den natürlichen Saftfluss der Rebstöcke nicht zu unterbrechen und nur gezielte, minimale Schnitte zu machen.

Auch Schafe arbeiten zum Teil mit

Ab und an lassen sich bei einem Spaziergang in der Weinregion Thunersee-Bern im Herbst und Winter auch ein paar wenige kleine Schafe in den Rebbergen entdecken. Der Grund dafür ist simpel: Die härzigen Tiere werden öfters mal engagiert, damit das Gras zwischen den Rebzeilen noch einmal sauber gemäht wird. So sind zum Beispiel Ouessants kleinwüchsige Schafe, die gut im Rebberg als «Rasenmäher» eingesetzt werden können.

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