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Noch nie haben so viele Menschen mit Unterstützungsbedarf für einen Aufenthalt im Projekt Alp angefragt wie im Jahr 2023. Das Betreuungsangebot bietet fachlich begleitete Einzelplätze in Gastfamilien auf Landwirtschaftsbetrieben in den Kantonen Bern, Solothurn, Freiburg und Luzern. Grösstes Problem für das Projekt Alp ist, dass viel zu wenig Betreuungsplätze für Klientinnen und Klienten – also für Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Betreuungssituationen – vorhanden sind. Das gilt für den Aktionsradius von Projekt Alp ebenso wie gesamtschweizerisch. Und das hat zur Folge, dass nur relativ wenige aufgenommen werden können.

«Viele kennen keine familiären Strukturen, hatten zuhause weder feste Essenszeiten noch einen Familientisch.»

Sandra Reusser, Gastmutter bei Projekt Alp

Rund 70 Gastfamilien arbeiten aktuell mit Projekt Alp zusammen und bieten Jugendlichen und Erwachsenen eine geregelte Tagesstruktur und ein temporäres Zuhause. Diese Familien sind aufgrund ihres strukturierten Alltags in der Landwirtschaft besonders geeignet für Menschen aus schwierigen Verhältnissen oder mit psychischen Problemen. Familienanschluss und klar vorgegebene Strukturen wirken sich positiv auf die Entwicklung der Klientinnen und Klienten aus.

Endlich wieder eine geregelte Struktur und ein Daheim

Die Gastfamilien sind das Herzstück von Projekt Alp. Sie stellen nicht nur Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung, sondern auch eine geregelte und sinnvolle Tagesstruktur. Die Klientinnen und Klienten werden aktiv in den Arbeitsalltag des Betriebs eingebunden. Das unterstützt das Verantwortungsbewusstsein und hilft mit, den Selbstwert zu stärken. Aufgaben wie das Melken der Kühe, die Pflege der Tiere sowie Arbeiten auf dem Feld und im Haushalt helfen den Menschen, sich wieder als Teil eines grösseren Ganzen zu fühlen und Wertschätzung zu erfahren, die ihnen oft fehlte. Oder anders gesagt: Jede Knospe braucht einen entsprechenden Nährboden, um zu gedeihen.

«Die Arbeit auf dem Bauernhof
hat mir geholfen, an mich zu glauben. Wenn ich zurückschaue, war das Vertrauen, das mir entgegengebracht worden ist,
das Wichtigste für mich.»

Ehemaliger Klient, der in einer Gastfamilie von «Projekt Alp» lebte.

Gastfamilien werden nicht allein gelassen

Projekt Alp legt grossen Wert auf umfassende Unterstützung der Gastfamilien. Bei einer Platzierungsanfrage wird der Auswahl der passenden Gastfamilie höchste Priorität eingeräumt. Anschliessend erfolgt gemeinsam mit einer Fachperson von Projekt Alp eine Besichtigung des Hofes, bei der sich die hilfesuchende Person und die Gastfamilie kennenlernen können. Beide Parteien haben dann die Möglichkeit, der Platzierung in Ruhe zuzustimmen oder sie abzulehnen.

«Die Gewissheit, dass da eine Fachperson beratend zur Seite steht sowie administrative und organisatorische Aufgaben übernimmt, entlastet uns enorm.»

Alice Friedli, Gastmutter bei Projekt Alp

Eine spezifische Ausbildung benötigen Gastfamilien für ihre Tätigkeit nicht. Auf Wunsch erhalten sie jedoch die Möglichkeit, an Schulungen und Fortbildungen teilzunehmen, um optimal auf die Aufnahme von Menschen in herausfordernden Lebenssituationen vorbereitet zu sein. Während der Betreuung stehen Fachpersonen von Projekt Alp den Gastfamilien zur Seite, führen wöchentliche Gespräche vor Ort und bieten bei Bedarf telefonische Beratung sowie einen 7/24 Pikettdienst an.

Zusätzlich gibt es Supervisionsangebote, bei denen Gastfamilien voneinander lernen können. Dies stärkt besonders neue Gastfamilien in ihrer Rolle und hilft, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

Eine «Standardbetreuung» gibt es nicht

Das Konzept von Projekt Alp beruht auf einer individuellen, bedarfsgerechten Betreuung. Eine konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie Transparenz und offene Kommunikation stehen im Zentrum. Klientinnen und Klienten werden in Gastfamilien aufgenommen, wo sie durch praktische Arbeiten und das Leben auf dem Bauernhof Stabilität und neue Perspektiven gewinnen. Ziel ist es, ihre individuellen Ressourcen zu stärken, um eine Rückkehr in ein vertrautes Umfeld oder einen erfolgreichen Neustart zu ermöglichen.

Der Platzierungsverlauf ist als lebhafter Prozess zu verstehen. Die Aufenthaltsdauer und Zielsetzungen werden vorab festgelegt, aber während des Aufenthalts regelmässig an die Bedürfnisse der betreuten Menschen angepasst.

«Der familiäre Umgang und die sinnstiftende Arbeit auf dem Hof der Gastfamilie werden durch die professionelle Begleitung unserer Sozialarbeitenden ergänzt. Als Bezugspersonen unterstützen wir Gastfamilien und Klienten, vernetzen mit den Behörden und der Herkunftsfamilie und leisten so einen umfassenden Beitrag zur Zielerreichung in den Betreuungssettings.»

Pascal Reusser, Sozialarbeiter bei Projekt Alp

Um den vielen eingangs erwähnten Platzierungsanfragen gerecht zu werden, sucht Projekt Alp fortlaufend weitere Gastfamilien. Die Zusammenarbeit mit Projekt Alp bietet nicht nur die Möglichkeit, einen Nebenerwerb vom Hof aus zu erzielen, sondern auch eine bereichernde Tätigkeit mit vielseitigen Begegnungen.

Projekt Alp: Gastfamilien gesucht!
Bauernfamilien in den Kantonen Bern, Solothurn, Freiburg und Luzern haben die Möglichkeit, Teil von Projekt Alp zu werden. Das Betreuungsangebot sucht laufend neue Gastfamilien, die bereit sind, Menschen in schwierigen Lebenslagen aufzunehmen.

Interessierte Familien melden sich direkt bei Projekt Alp. Im Anschluss besucht die Organisation die potenziellen Gastfamilie für ein unverbindliches Informationsgespräch. Um eine Zusammenarbeit zu ermöglichen, sind eine schriftliche Bewerbung und ein Antrag auf eine Pflegeplatzbewilligung erforderlich.

Für ihre Unterstützung erhalten die Gastfamilien eine finanzielle Entschädigung. Diese deckt Unterkunft, Verpflegung und Betreuung ab. Wichtige Voraussetzungen sind ein eigenes Zimmer für die Klienten sowie die Bereitschaft, einen Menschen in einer Krisensituation zu begleiten und eng mit Projekt Alp zusammenzuarbeiten.

Projekt Alp steht den Gastfamilien während der gesamten Betreuungszeit professionell zur Seite und unterstützt sie.

Mail: info@projektalp.ch
Tel: 031 721 80 08
Weitere Informationen unter www.projektalp.ch
Eindrücke zum Projekt Alp gibt’s in diesem Video.

INFORAMA: Weiterbildung Betreuung
Das INFORAMA unterstützt mit einem 32-tätigen Kurs «Betreuung im ländlichen Raum» Interessierte, die auf ihrem Betrieb oder in einer Institution in Zusammenarbeit mit einer Fachperson Betreuungsarbeit leisten oder in naher Zukunft leisten wollen.

Zudem bietet das INFORAMA einen eintägigen Kurs «Betreuung in Haus, Garten und Stall. Was passt zu uns und unserem Betrieb?» an. Interessierte erhalten Einblicke in verschiedene Betreuungsangebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen und einen Überblick über die Anforderungen an Betreuungsfamilien, Nebenverdienst- und Weiterbildungsmöglichkeiten.


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