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Damit wir Lebensmittel produzieren können, sind wir auf eine hohe Biodiversität angewiesen. Die Fruchtbarkeit des Bodens, eine funktionierende Bestäubung für die Bildung von Samen und Früchten und ein ausgeglichener Wasserhaushalt – also weder zu viel noch zu wenig Wasser – sind Leistungen der Biodiversität und wichtige Grundlagen für die Bäuerinnen und Bauern. Umgekehrt profitiert die Biodiversität davon, wenn Landwirtinnen und Landwirte ihr Land nachhaltig bewirtschaften und die Biodiversität fördern. Obwohl sich die Landwirtschaft für den Erhalt der Biodiversität engagiert, zeigt die Entwicklung, dass die heutigen Massnahmen für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen nicht reichen.

Biodiversität ist unter massivem Druck

In der Schweiz ist rund die Hälfte der natürlichen Lebensräume bedroht und zahlreiche Ökosysteme sind massiv beeinträchtigt. Rund ein Drittel unserer Tier- und Pflanzenarten ist gefährdet oder bereits ausgestorben. Ihre Lebensräume sind unter monotonem Grasland, intensiv bewirtschaftetem Ackerland und unter Beton und Asphalt verschwunden.

Doch es gibt positive Beispiele, die zeigen, dass Nahrungsmittelproduktion, Wohnen, Mobilität und Energieproduktion mit dem Schutz der Natur vereinbar sind. Ein solches positives Beispiel ist die Bio-Landwirtschaft.

50 Prozent mehr Lebewesen auf biologisch bewirtschafteten Flächen

Vergleicht man eine konventionell betriebene Fläche mit einer biologisch bewirtschafteten, muss man keine Wissenschaftlerin sein, um festzustellen, dass es auf der biologisch bewirtschafteten Fläche mehr Lebewesen – also eine höhere Artenvielfalt – gibt. Gemäss Bio Suisse gibt es bis zu 50 Prozent mehr Lebewesen auf biologisch bewirtschafteten Flächen. Auf dem Bio-Feld kreucht und fleucht es, das ist mit blossen Augen und Ohren wahrnehmbar. Sichtbar ist auch mehr Beikraut. Was ein Ärgernis für gewisse Landwirtinnen und Landwirten ist, ist für Wildbienen und andere Insekten ein Genuss.

Blühstreifen Biolandwirtschaft zur BiodiversitätsförderungBlühstreifen Biolandwirtschaft zur Biodiversitätsförderung
Heckenstreifen Biolandwirtschaft zur Biodiversitätsförderung

Soweit das Auge reicht: Blühende Pflanzen, angelegt als Blüh- oder Heckenstreifen entlang von Feldern, die als Lebensräume und Nahrungsquellen für eine Vielzahl von Tieren wie Insekten, Vögel und kleine Säugetiere dienen (Bild 1: FIBL / Lukas Pfiffner; Bild 2: Bio Suisse / Markus Spuhler).

Anbausysteme zwischen Produktivität und Biodiversitätsförderung: Anbausysteme zwischen Produktivität und Biodiversitätsförderung: Eine zunehmende Anbauintensität geht in der Regel mit einer Abnahme der Diversifizierung in der Produktion und einer geringeren Förderung und Pflege vielfältiger, naturnaher Lebensräume einher (FIBL, Faktenblatt 2022, Landwirtschaft und Biodiversität. Auswirkungen untersch. Anbausysteme auf die biologische Vielfalt).
Anbausysteme zwischen Produktivität und Biodiversitätsförderung: Eine zunehmende Anbauintensität geht in der Regel mit einer Abnahme der Diversifizierung in der Produktion und einer geringeren Förderung und Pflege vielfältiger, naturnaher Lebensräume einher (FIBL, Faktenblatt 2022, Landwirtschaft und Biodiversität. Auswirkungen untersch. Anbausysteme auf die biologische Vielfalt).

Anbausysteme zwischen Produktivität und Biodiversitätsförderung

Wo Bio den Unterschied macht

Bio-Landwirtinnen und – Landwirte setzen zahlreiche Massnahmen zugunsten der Biodiversität um:

  • Bio-Produzierende verwenden keine chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel. So werden Insekten und Bodenlebewesen geschont und können ihre Aufgabe trotz Produktion uneingeschränkt wahrnehmen. Auf diese Weise fördert der Biolandbau die Biodiversität und schützen die menschliche Gesundheit. Bio-Produzierende setzen vor allem organischen Dünger (Bsp. Gülle, Mist, Kompost, Gründüngung) ein. Eine mineralische Ergänzungsdüngung ist auf ein Minimum zu beschränken und nur bei nachweisbarem Bedarf einzusetzen.
  • Im Biolandbau müssen 20% der Fruchtfolgefläche permanent begrünt sein. In der Landwirtschaft bedeutet Fruchtfolge, dass auf einem Feld verschiedene Pflanzenarten nacheinander angebaut werden, um den Boden gesund und Schädlinge in Schach zu halten. Die mehrjährig angesäte Grünfläche dient in der Fruchtfolge zur Erholung des Bodens und dem Aufbau von Humus.
  • Die Bio-Landwirtschaft setzt unteranderem auch Mischkulturen ein, bei denen verschiedene Nutzpflanzenarten gleichzeitig auf demselben Feld gepflanzt werden. Diese Praxis hilft, die Bodengesundheit zu verbessern, sowie die Vielfalt der Pflanzen und die Nahrungsquellen für verschiedene Tiere zu erhöhen.
  • Die Bio-Landwirtschaft setzt vor allem im Gemüsebau auf vielfältige Saatgutsorten, die besser an lokale Bedingungen angepasst sind und die genetische Vielfalt fördern. Sortenvielfalt ist ein Teil der Biodiversität.
  • Durch eine schonende Bodenbearbeitung sind Bio-Landwirtinnen und Bio-Landwirte für die Bodengesundheit und damit die Bodenbiodiversität sensibilisiert. Ein gesunder Boden unterstützt eine Vielzahl von Mikroorganismen und Insekten.
  • Bio-Landwirtschaft setzt auf Methoden, die den Wasserverbrauch reduzieren und die Wasserqualität schützen, was sich positiv auf die Ökosysteme in Gewässern auswirkt.
  • Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern legen grossen Wert auf das Wohl der Tiere. Sie achten auf eine artgerechte Haltung und Fütterung. Das wiederum trägt indirekt zur Förderung von Biodiversität bei, zum Beispiel durch den Erhalt von Weideflächen, die Lebensraum für viele Arten bieten. Ausserdem verbieten die Bio Suisse Richtlinien jeglichen vorbeugenden Einsatz von Antibiotika. Antibiotikarückstände in der Gülle stören Organismen im Boden.
  • Der Erhalt und die Förderung von Hecken, Gras- und Blühstreifen entlang von Feldern sind für den Bio-Landbau wichtig. Diese Strukturen bieten Lebensräume und Nahrungsquellen für eine Vielzahl von Tieren, darunter Insekten, Vögel und kleine Säugetiere und fördern die Vernetzung von Lebensräumen. Auch konventionelle Betriebe profitieren von Direktzahlungen für solche Flächen.
  • Die Förderung der Biodiversität in der Bio-Landwirtschaft bringt gleichzeitig auch zahlreiche Vorteile für die Landwirtinnen und Landwirte und schlussendlich auch für die Gesellschaft: Vielfältige Anbausysteme sind oft widerstandsfähiger gegen klimatische Schwankungen und bieten ein breiteres Spektrum an Ernteprodukten, was die wirtschaftliche Sicherheit der Landwirtschaftsbetriebe erhöht.
  • Last but not least: Bio-Betriebe unterliegen strengen und regelmässigen Kontrollen zur Einhaltung der Bio-Richtlinien. Dies umfasst detaillierte Nachweise und Dokumentationen. Ziel ist es, dadurch auch einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft zu leisten.
Förderung der Nützlinge in zwei Schritten
Förderung der Nützlinge in zwei Schritten

Grafik: H. Luka and M. Koller, «Schädlingsregulierung im Biokopfkohlanbau. Nützlinge fördern, Pflanzenschutzmittel reduzieren.» FiBL, p. 9, 2019.

Weitere Massnahmen nötig

Durch den Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt trägt die Bio-Landwirtschaft dazu bei, die Gesundheit unserer Ökosysteme zu erhalten, die Resilienz gegenüber Umweltveränderungen zu stärken und die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Trotzdem gibt es auch in Bezug auf die Biodiversität auch im Bio-Landbau Herausforderungen. So kann der Druck, wirtschaftlich zu arbeiten, dazu führen, dass Bio-Bäuerinnen intensiv produzieren müssen und so den Boden mit schweren Maschinen stark beanspruchen, was die Biodiversität auf ihren Feldern einschränken kann. Und es gibt es noch viel Potenzial, die Lebensmittelproduktion mit dem Naturschutz zu kombinieren. Dazu ist ein engerer Austausch zwischen den Bewirtschaftenden, den Naturschutzverbänden und der Wissenschaft nötig.

Fragen und Antworten zur Biodiversität

Was versteht man unter Biodiversität?

Biodiversität, oder biologische Vielfalt, bezeichnet die Vielfalt des Lebens auf der Erde: Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen und die komplexen Ökosysteme. Es handelt sich also auch um die Vielfalt innerhalb der Arten, zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosystemen darunter, unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme.

Warum ist Biodiversität wichtig?

Biodiversität ist essenziell für das Funktionieren der Ökosysteme, die uns saubere Luft, sauberes Wasser, fruchtbare Böden und Nahrung liefern. Sie spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Klimas.

Wie kann man die Biodiversität schützen?

Schutzmassnahmen umfassen die Einrichtung von Schutzgebieten, nachhaltige Landnutzung und Landwirtschaft, Wiederherstellung zerstörter Lebensräume, Bekämpfung invasiver Arten und internationale Zusammenarbeit zum Natur- und Klimaschutz.

Was kann ich persönlich zur Erhaltung der Biodiversität beitragen?

Einzelpersonen können die Biodiversität schützen, indem sie umweltfreundliche Produkte und insbesondere regionale und saisonale Bio-Lebensmittel kaufen, nachhaltige Konsumentscheidungen treffen, einheimische Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon anbauen, auf Pestizide verzichten und sich für Naturschutzprojekte engagieren. Weiter können Einzelpersonen in ihren Gärten Strukturen und Rückzugsorte verwenden, welche Insekten, Reptilien, Vögel, etc. fördern.

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