Qualitätsware hat ihren fairen Preis

Es gab Zeiten, da waren Lebensmittel deutlich preisgünstiger. Der Preis für einen Warenkorb, der die wichtigsten in Privathaushalten durchschnittlich konsumierten Waren und Dienstleistungen beinhaltet, ist in den letzten Monaten gesamthaft gestiegen – Bio hin oder her (Bundesamt für Statistik). Wie soll man sich noch Bio-Produkte leisten können, wenn alles teurer wird? Und warum kosten Bio-Produkte in der Regel überhaupt mehr?

Die Produktion von Bio-Lebensmittel ist aufwändig und erfordert viel Herzblut: Bio-Landwirtinnen und -Landwirte nehmen Rücksicht auf Tier und Natur und produzieren hochwertige Qualitätsprodukte im Einklang mit der Natur. Beim Bio-Landbau steht nicht die produzierte Menge, sondern die Produktqualität mit echter Naturbelassenheit und purem Geschmack im Vordergrund. Strengere Anforderungen an die Produktion und Verarbeitung und die Übernahme sozialer Verantwortung mit sicheren Arbeitsbedingungen und fairen Löhnen wirken sich auf den Endpreis aus. Eine artgerechte Tierhaltung, hochwertiges Bio-Futter, der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide im Pflanzenbau und somit ein grösseres Risiko an Ernteausfällen und eine Produktion ohne künstliche Hilfsstoffe und Aromen – das alles ist nebst den ohnehin schon hohen inländischen Produktionskosten kostspielig. Zudem verteuern strenge Auflagen die Kosten für die Kontrolle und Zertifizierung der Bio-Produkte. Heisst schlussendlich: Bio-Landwirtinnen und -landwirte nehmen mit diesen Aufwänden nicht zu unterschätzende Mindererträge in Kauf. Deshalb verdienen Bio-Lebensmittel besonders viel Wertschätzung.

Was also tun, wenn der Bio-Wille da ist, das Loch im Portmonee aber nicht grösser werden soll, als es vielleicht ohnehin schon ist? Ich habe mit zwei bekennenden Bio-Konsument:innen gesprochen, die wann immer möglich und trotz steigender Kosten Bio konsumieren und mir mit ihren Ansätzen aufgezeigt haben: Es führen noch immer verschiedene Wege nach Rom.

«Bio ist mein Benzin»

Ich treffe mich mit Marc in einem Langenthaler Café. Er ist wie heute viel mit dem Velo unterwegs, lebt mit seiner Frau und seinem Sohn auf dem Land, kauft seit acht Jahren nur Bio und legt Wert auf regional produzierte Ware. Warum Bio? Dazu hat Marc ein klares Statement: «Es ist mein Benzin, das ich zu mir nehme. Bio ist für mich ein klarer Mehrwert. Ich fühle mich wacher und vitaler, seit ich Bio-Produkte und kein Fleisch mehr konsumiere.»

Der vollumfängliche Bio-Konsum hat die Familie auch etwas kreativer werden lassen. Marc’s Tipps will ich euch deshalb nicht vorenthalten:

  • Baue dein Gemüse selbst an (das geht auch auf dem Balkon prima)!
  • Tue dich mit anderen zusammen und kaufe bei Bio-Produzentinnen und -Produzenten als Gruppe grosse Mengen ein, zum Beispiel bei Otti Bioland.
  • Übe dich im Verhandeln – das ist auch sonst gut zu gebrauchen!
  • Schliesse dich einer solidarischen Landwirtschaft SOLAWI an, arbeite einige Tage im Jahr auf dem Feld mit, geniesse die Arbeit in bester Gesellschaft und nimm frisch geerntete Produkte mit nach Hause. Schau dazu mal rein bei Setzhouz oder Radisli.
  • Engagiere dich in der Bio-Szene, suche dir zum Beispiel einen Job in der Verarbeitung, im Biofachhandel oder auf dem Bio-Märit) und komme in den Genuss von Einkaufsrabatten oder nicht mehr verkaufbaren Produkten, die du mit nach Hause nehmen kannst.
  • Mache öfters mal wieder was selbst: Teigwaren, Brot, Müesli – die Liste könnte lang werden…
  • Probiere mal, ein bisschen weniger oder vielleicht auch gar kein Fleisch mehr zu essen.
  • Werde dir bewusst, wo du Konsequenzen tragen und Verantwortung übernehmen möchtest: Vielleicht mehr Bio-Ware und mehr Ferien im In- statt Ausland – oder von allem ein bisschen weniger?

«Werde dir bewusst, wo du Konsequenzen tragen und Verantwortung übernehmen möchtest.»

Tipp von Marc, Bio-Konsument

«Mein Körper ist, was er isst»

Sarah’s Familie mit vier Kindern kauft und konsumiert aus purer Überzeugung für Mensch, Natur und Umwelt schon lange nur Bio. Ich treffe Sarah zu Hause. In der Küche, umgeben von zahlreichen Gläsern voller Getreide, Trockenfrüchten und sonstiger Leckereien, erzählt mir Sarah, dass ihr Restaurantbesuche oder Einladungen zum Essen nicht mehr viel sagen: «Ich möchte wissen, was ich zu mir nehme», betont sie mit Nachdruck. Das gelingt am besten, wenn wir selbst kochen. Ihr Umdenken habe bereits in ihrer Jugendzeit begonnen, begleitet von Fragen wie «Was ist mein Verständnis von Essen? Was will ich zukünftig essen? Was möchte ich nicht mehr zu mir nehmen?». Sie sei sich immer bewusster geworden, wie elementar die Ernährung sei: «Mein Körper ist, was er isst.»

Und damit der Körper weiterhin gut is(s)t, hat mir Sarah folgende Ideen mit auf den Weg gegeben:

  • Kaufe direkt bei Bio-Bäuerinnen und -Bauern auf dem Hof oder Märit ein. Die Ware ist frischer, regionaler und oft auch günstiger. Bio-Bauernhöfe in deiner Nähe findest du bei Biomondo. Und online bietet dir zum Beispiel Biogemüse Maurer ein grosses Sortiment.
  • Erkundige dich auf dem Bio-Bauernhof nach Zweitklassware. Grössere Mengen lassen sich wunderbar fermentieren oder zu Kompott, Chutneys, süss-sauer-Gemüse oder Saft einmachen.
  • Fahre von Hof zu Hof und frage nach überschüssiger Ware oder bitte um Erlaubnis, Felder abzusammeln, d.h. bereits abgeerntete Felder nach übriggebliebenen Produkten abzuklappern.
  • Arbeit gegen Ware: Biete deine Mitarbeit auf dem Hof an und erhalte im Gegenzug frisch geerntetes Gemüse oder Früchte, Käse, frisch gebackenes Brot oder vielleicht auch Teigwaren oder Käse.
  • Koche ruhig bescheiden, es darf auch mal «nur» Hirse mit Tomatensauce sein.
  • Tausche dich mit Gleichgesinnten aus: Mit der Zeit ergibt sich ein wertvolles Netzwerk, indem du über viele tolle und kostengünstige Angebote informiert wirst.
  • Wenn’s mal etwas Exotischeres sein soll: Bestelle Grossmengen über Gebana.

«Erkundige dich auf dem Bio-Bauernhof nach Zweitklassware.»

Tipp von Sarah, Bio-Konsumentin

Marc und Sarah sind sich einig: Manchmal braucht Veränderung etwas Kreativität und eine Priese Mut. Und auch wenn der Aufwand vielleicht etwas grösser ausfällt, es lohnt sich allemal, direkt bei Bio-Produzentinnen und -Produzenten einzukaufen. Frische Ware aus nächster Umgebung zu bezahlbaren Preisen. Was will man mehr?

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