Bodenfruchtbarkeit & regernative Landwirtschaft

Vielen von uns fehlt es heute an Bewusstsein und Bezug zu unseren Böden. Ohne Böden würde es keine Pflanzen geben und ohne Pflanzen auch keine Nahrungsmittel. Böden sind gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) als «limitierte, ökologisch und ökonomisch wertvolle, nicht erneuerbare Ressource» eingestuft. Böden sind aber an vielen Orten vermehrt und wortwörtlich «unter Druck»: Verbauung von Flächen, intensive Landwirtschaft und Übernutzung, durch den Klimawandel verstärkte Erosion, chemische Schadstoffe – und in einigen Teilen der Welt Dürren, die zur Austrocknung beziehungsweise vollständig unbewirtschaftbarem Land führen.

Solche Prozesse sind oft nicht rückgängig zu machen. Gemäss der Food and Agriculture Organisation der Vereinten Nationen (FAO) sind heute rund ein Drittel der globalen landwirtschaftlich-nutzbaren Böden bereits nicht mehr unbeschränkt bewirtschaftbar («degradiert»). Klimatische und menschliche Faktoren führen zur Abnahme von fruchtbarem Land und erhöhen damit den Druck auf das ohnehin schon knappe bewirtschaftbare Land, denn nur 3% der Erdoberfläche eignen sich auf unserer ganzen Welt für die landwirtschaftliche Produktion. Entsprechend diesen Entwicklungen lohnt es sich, den Boden und die Bedeutung des Bodens in unserem Ökosystem genauer zu betrachten.

Food and Agriculture Organisation (FAO)

Fruchtbarer Boden ist ein rares Gut: Weltweit ist die landwirtschaftliche Anbaufläche klein (Grafik: FAO).

FAO: Fruchtbarer Boden ist ein rares Gut

Gesunder Boden leistet viel

Gesunder Boden nützt uns allen in vielerlei Hinsicht:

Lebensraum für Biodiversität

Der Boden gilt als einer der artenreichsten Räume unseres Planeten: 2.5 Milliarden Lebewesen leben in einer Handvoll Erde.

Schutz vor Überschwemmungen

Bei Starkregen funktioniert der Boden als Schutz beziehungsweise Speicher. 200 Liter Wasser kann ein Kubikmeter gesunder Boden aufnehmen.

Pflanzenschutz

In einem gesunden Boden sind Nützlinge und Schädlinge in gleichem Masse vorhanden. Dadurch sind Pflanzen weniger von Krankheiten betroffen. Dies reduziert gleichzeitig den Bedarf für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Wie entsteht fruchtbarer Boden und wieso ist er wichtig?

Als «Boden» wird der oberste Teil der Erdkruste bezeichnet. Er kann wenige Zentimeter bis mehrere Meter dick sein. Die oberste Schicht des Bodens besteht aus der Humusschicht. Sie ist zentral für das Pflanzenwachstum, da sie die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt und damit die fruchtbare Schicht des Bodens bildet. Humus entsteht durch die Umwandlung von Überresten organischer Substanz (abgestorbene Pflanzen- und Tierreste). Dabei sind Bodentiere wie beispielsweise Regenwürmer beteiligt. Sie lockern neben ihrer Funktion als Humusproduzenten auch den Boden auf. Das erlaubt ein Versickern des Wassers, das dann für Pflanzen gespeichert werden kann. Aufgelockerter Boden ist zudem wichtig, damit Pflanzen tiefe Wurzeln bilden können und die Oberfläche nicht weggeschwemmt wird (Erosion). Vereinfacht gesagt wird also vorhandenes Material von Bodentieren recycelt, damit fruchtbarer – beziehungsweise nährstoffreicher – Boden entsteht.

Biovision

Ein Grossteil unserer Nahrung wächst auf dem Boden. Dieser speichert Wasser und filtern Schmutz und Schadstoffe heraus (Grafik: Biovision – Stiftung für ökologische Entwicklung).

Biovision: Was gesunder Boden für uns leistet

Gesunden Boden nicht «mit den Füssen treten»

Knapper werdende Ressourcen, Klimawandel und mehr setzen unsere Böden unter Druck. Die Zeit ist reif für einen sorgsameren Umgang. Wie sich menschliche Eingriffe auf den Rückgang fruchtbaren Bodens ausgewirkt haben, wurde auch im «Gemüsegarten der Schweiz», dem grossen Moos im Berner Seeland schmerzhaft deutlich. Dort senkt sich der Boden ab und drohte zu versumpfen. Landwirtschaft, Politik, aber auch die Bevölkerung sind gefragt, unsere Böden nicht «mit den Füssen zu treten». Biologischer Anbau kann seinen Beitrag dazu leisten. Er ist ressourcenschonend – das heisst Böden werden mit möglichst geringem Einsatz von beispielsweise dem Pflug bewirtschaftet. Das trägt Sorge zum Boden und seinen Lebewesen und das Ökosystem bleibt intakter.

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