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Graslandbasierte Fütterung bedeutet, Tieren vorwiegend Wiesenfutter (Gras, Heu, Emd, Grassilage) zu füttern. Es handelt sich dabei um eine nachhaltige Praxis in der Viehwirtschaft, die auf der Nutzung von natürlichen Graslandressourcen basiert. Im Gegensatz zu Methoden, bei denen Tiere in geschlossenen Stallungen gehalten und mit Kraftfutter gefüttert werden, ermöglicht graslandbasierte Fütterung einen Zugang zu frischem Gras im Sommer und konserviertem Gras im Winter.

Gras – das grüne Gold der Landwirtinnen und Landwirte

Die Fütterung von Gras bietet eine Reihe von Vorteilen, sowohl aus ökologischer wie auch aus ökonomischer Sicht. Wiederkäuer fressen von Natur aus Gras und Heu, das der Mensch nicht verdauen kann. Insbesondere in der Hügel- und in den Bergzonen bietet es sich an, Wiederkäuer zu halten, weil dort aufgrund der Topografie, der Bodenbeschaffenheit und des Klimas kaum Ackerbau betrieben werden kann. Zur Schliessung von Nährstoffkreisläufen und zur Förderung eines gesunden Bodens (Bodenfruchtbarkeit) macht die Nutzung von Gras in der Fruchtfolge – ein geplantes Anbauschema verschiedener Pflanzenarten im Ackerbau– auch im Talgebiet Sinn.

Darüber hinaus hat graslandbasierte Fütterung positive Auswirkungen auf die Umwelt. Weiden binden Kohlendioxid aus der Atmosphäre, reichern den Humus im Boden an und tragen so zur Verringerung des Treibhauseffekts bei. Ausserdem kann die Beweidung helfen, die Bodenqualität zu verbessern und die Erosion zu reduzieren, da die Wurzeln der Pflanzen den Boden stabilisieren.

Für Landwirtinnen und Landwirte bietet graslandbasierte Fütterung auch wirtschaftliche Vorteile. Die Nutzung von Weiden reduziert die Abhängigkeit von teuren Futtermitteln und kann die Betriebskosten senken. Ein wesentlicher Vorteil ist die eingesparte Arbeitszeit, wenn sich die Kühe das Futter selbst von der Weide holen. Darüber hinaus können Weidetiere dazu beitragen, zusätzliche Einnahmequellen zu generieren, zum Beispiel durch den Verkauf von Fleischprodukten, die von Tieren stammen, die auf Weiden gehalten wurden.

Im Rahmen der Direktzahlungen erhalten Landwirtinnen und Landwirte ausserdem Beiträge für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion.

Fütterung von Bio-Wiederkäuern

Bei der Bio- Landwirtschaft machen das Futter von der Wiese (Gras, Kleearten und Kräuter) und die daraus konservierten Produkte, also das sogenannte Raufutter, aus Mais als ganze Pflanze, Stroh usw. den Grossteil bei der Fütterung von Wiederkäuern aus. Seit 2022 sind laut Bio Suisse maximal fünf Prozent Kraftfutter wie Getreide, Soja und Mais erlaubt.

Ackerflächen für die menschliche Ernährung statt für Tierfutter

Gemäss Agrarbericht 2023 werden derzeit schweizweit etwa 58 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Naturwiese, 38 Prozent als Ackerland, 2 Prozent als Dauerkultur wie Obstanlagen und 2 Prozent mit anderer Nutzung bewirtschaftet. Das Ackerland wird heute zu einem erheblichen Anteil – nämlich mehr als zur Hälfte (rund 55 Prozent) für die Produktion von Futtermitteln genutzt. Nur auf gerade mal rund 17 Prozent der gesamten Schweizerischen landwirtschaftlichen Nutzfläche werden Nahrungsmittel für die direkte menschliche Ernährung angebaut. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bevölkerung – in der Schweiz aber auch weltweit – und der zunehmenden Flächenkonkurrenz muss die Produktion von Lebensmitteln gegenüber der von Futtermitteln priorisiert werden, was eine Umstellung der menschlichen Ernährung bedingt.

Das Grasland sowie die Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie sollen weiterhin den Nutztieren zur Verfügung stehen. Dies wird auch in der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» des Bundes festgehalten.

Gleichviele Kühe, weniger Schweine und Hühner

Was bedeutet das für die Nutztierhaltung? Die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL hat untersucht, wie der Tierbestand aussehen würde, wenn die Ackerflächen der Schweiz primär zur Produktion von Lebensmitteln genutzt würde und kommt dabei zu folgendem Schluss:

Jährlich werden auf den Schweizer Wiesen und Weiden rund 5,9 Mio. Tonnen Gras produziert. Um diese Menge für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen, bräuchte es eine ähnliche Anzahl Rinder, wie sie heute in der Schweiz gehalten werden. Hingegen müsste der Schweinbestand um 65 Prozent im Vergleich zum heutigen Stand zurückgehen.

Der Hühnerbestand würde sich noch viel stärker dezimieren. Masthühner würde es nicht mehr geben und Legehennen auf ein Minimum reduziert. Schweine und Hühner essen kein Gras und ihr Futter muss zu einem grossen Teil auf Ackerflächen angebaut werden.

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