«Bern ist Bio», die Berner Bio-Offensive, verschiedene Bio-Labels: Was soll das eigentlich alles?

Christian Ramseier: Es geht darum, Bio zu mehr Sichtbarkeit, Nachfrage und Konsum und unter dem Strich auch zu mehr Absatz zu verhelfen. «Bern ist Bio», wo das Projekt Berner Bio-Offensive 2025 (BBO25) dahintersteckt, sorgt für die notwendige Beachtung in der breiten Bevölkerung.
Und es gibt halt unterschiedliche Bio-Richtlinien und deshalb auch verschiedene Labels.

Berner Bio-Offensive 2025 tönt ambitioniert. Ist das so?

Die Berner Bio-Offensive 2025 setzt den im Engagement 2030 der Berner Regierung verankerten Willen um, Berner Bio vermehrt in Szene zu setzen und mittelfristig einen bedeutenden Anteil der Wertschöpfung im Bio-Markt im Kanton Bern zu sichern. In diesem Sinn ist das tatsächlich ambitioniert, auch wenn wir keine fest definierten Marktanteile oder Absatzmengen verfolgen. Aber von der BBO25 profitieren unter dem Strich alle. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Kanton Bern – vom Acker bis auf den Teller, von den Landwirtinnen und Landwirten bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Es geht darum, näher zusammenzurücken, Wege zu kürzen, Sensibilisierungsarbeit zum Thema «Bio» zu betreiben und Netzwerke und Partnerschaften im Bio-Bereich zu schaffen.

Und wer steckt genau hinter der BBO25?

Unser Projektteam ist bunt zusammengewürfelt. Im Kernteam arbeiten Kolleginnen und Kollegen vom Kanton Bern und der Berner Fachhochschule, genauer gesagt von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen. Hier kommen viele Kompetenzen aus den Bereichen Agronomie, Lebensmittelwissenschaften und Betriebswirtschaft zusammen. Wir sind sehr stark in der ganzen Branche vernetzt und pflegen auf vielen Ebenen einen ständigen Austausch mit diversen Akteurinnen und Akteuren. Dazu gehören natürlich auch Bio Bern und der Berner Bauernverband, aber auch viele verarbeitende und anbietende Betriebe, und nicht zuletzt die Konsumentinnen und Konsumenten aus dem Kanton Bern.

«Ständiger Austausch» in Ehren. Das tönt in meinen Ohren aber gar etwas nach «Wischiwaschi» und Schönreden. Geht’s ein wenig konkreter?

Von wegen «Wischiwaschi»! Wir sind aktuell in fünf Teilprojekten unterwegs. Diese reichen von der Förderung von der Vernetzung innerhalb und ausserhalb der Branche über konkrete Vorhaben beispielsweise im Bereich der Gemeinschaftsgastronomie bis hin zu handfesten Anstrengungen, Berner Bio schon in den Schulzimmern zum immer wiederkehrenden Thema zu machen. Zusätzlich arbeiten wir aktiv an der Vernetzung der vielen Akteure, Organisationen und Netzwerke entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die sich mit den Themen «Bio» und «Nachhaltigkeit» auseinandersetzen. Und nicht zuletzt setzen wir Massnahmen im Bereich der Kommunikation ein, um in der breiten Berner Öffentlichkeit Berner Bio ein Gesicht zu geben und mehr Aufmerksamkeit zu schaffen. Genauere Informationen zu den einzelnen Teilprojekten stellen wir auf unserer Website bernistbio.ch zur Verfügung – oder natürlich jederzeit auch gerne im persönlichen Austausch.

«Bern ist Bio»? Schon wieder ein neues Label? Nach BioSuisse, Coop, Migros, Aldi, Lidl und Konsorten jetzt auch noch der Kanton Bern?

Nein! «Bern ist Bio» ist heute und wird auch in Zukunft weder an Stalltüren hängen noch auf Bio-Früchten oder -Gemüse aus dem Kanton Bern prangen. Es ist kein Label. «Bern ist Bio» ist das Erkennungsmerkmal der Berner Bio-Offensive für alle Marketingkommunikationsaktivitäten, die an Konsumentinnen und Konsumenten gerichtet sind. Mit «Bern ist Bio» geben wir Bio aus dem Kanton Bern eine Stimme und bündeln in der Kommunikation gegenüber Konsumentinnen und Konsumenten die Kräfte aller Beteiligten – eben vom Acker bis auf den Teller. Wir bieten allen Beteiligten eine Plattform und sorgen in der Vernetzung, Zusammenarbeit und Leistungserstellung für ein gemeinsames Identifikationsmerkmal. Unsere Geschichten erzählen wir dann auch auf www.bernistbio.ch. Denn: Wo «Bern ist Bio» draufsteht, ist immer irgendwo auch die Berner Bio-Offensive 2025 mit dabei. Und das schafft Vertrauen. Schliesslich steckt der Kanton Bern dahinter.

Das leuchtet ein. Was können Bernerinnen und Berner in nächster Zeit von euch erwarten?

Wir arbeiten mit Nachdruck mit all unseren Partnerinnen und Partnern an verschiedenen Projekten. Eingangs habe ich das eine oder andere bereits erwähnt. Dazu haben wir jetzt mit www.bernistbio.ch eine Plattform, auf der wir all die spannenden Geschichten aus dem Berner Bio-Universum erzählen können – natürlich auch über Neuigkeiten und spannende Engagements aus der Berner Bio-Offensive. Dazu kommt der Innovationswettbewerb «InnoBio Bern», wo wir bis zu drei innovative Geschäftsideen rund um Berner Bio mit Rat und Tat, also mit Coachingdienstleistungen und zum Teil auch mit einem finanziellen Zustupf unterstützen. Dies geschieht in einer Art Wettbewerb, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gunst der Stunde nützen und ihre Geschäftsideen vor einer Fachjury möglichst gewinnbringend präsentieren können.

Projekte, Wettbewerbe und Geschichten. Ist das alles?

Das ist schon sehr viel. Aber wir arbeiten nicht versteckt im stillen Kämmerlein. Wir lassen uns liebend gerne in die Karten schauen. Dazu werden wir sicher unsere Online-Geschichtenplattform nutzen. Aber ebenso wichtig ist mir unsere breite Trägerschaft: Jede und jeder kann – und soll! – sich doch für die Trägerschaft der Berner Bio-Offensive 2025 anmelden. Das kostet nichts und bringt viel. So ist man nämlich noch enger an unseren Aktivitäten dran, erfährt das eine oder andere schneller und aus erster Hand. Und immer wieder werden wir unsere Trägerschaftsmitglieder auch direkt ansprechen, um bei Projektaktivitäten wertvolle Meinungen einzuholen oder wertvolles Wissen und Beziehungen anzuzapfen.

Christian Ramseier (35) ist Agronom, zweifacher Familienvater und Freizeitsportler. Nach seiner Lehre zum Landwirt ging er auf einer Farm in Kanada internationale Landwirtschaftsluft schnuppern, bevor er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BFH-HAFL arbeitete und seinen Master in Nachhaltige Produktionssysteme absolvierte. Er ist eine der treibenden Kräfte hinter der IG Mittellandmalz, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Produktion sowie die Verarbeitung von Braugerste zu Malz wieder heimisch zu machen. Seit Januar 2020 engagiert er sich beim INFORAMA als Projektleiter der Berner Bio-Offensive 2025.

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